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Frugalismus.

Pierre de la Brique

Frugalismus. Minimalismus. Existenzialismus.

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Die einen flirten, die anderen fahren mit Süßigkeiten auf, andere wiederum sind so sexy gestylt, dass man meinen könnte, sie stehen für das Berghain an. Herzlich willkommen auf dem Berliner Wohnungsmarkt.

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Rohbau für ein Konstrukt, das nie vollendet wird

Keiner weis wie es weitergeht und warum nicht. Alles ist immer neu, unverständlich und offensichtlich unlösbar.

Frugalismus

Frugalismus = Bescheidenheit ist im heutigen Sprachgebrauch gleichbedeutend mit „Genügsamkeit“, „Anspruchslosigkeit“, „Einfachheit“, „Zurückhaltung“. Frugalismus kann sich auf die Wesensart eines Menschen beziehen (= Bescheidenheit als Charakterzug) oder auch nur ein bestimmtes Verhalten auszeichnen (= einfache Lebensführung, Luxusverzicht). In der positiven Bewertung bildet Bescheidenheit den Konterpart zu Begriffen wie „Geltungssucht“, „Überheblichkeit“, „Maßlosigkeit“ oder „Prunksucht“. Selbstironisch spricht man auch von „mein bescheidener Anteil“ (= geringer Anteil), „meine bescheidene Person“ (= meine Wenigkeit), „mein bescheidener Beitrag“, „meine bescheidene Gabe“ (= Mitbringsel/Spende).

Wenig ausgeben - trotzdem glücklich

Wenig Geld ausgeben und trotzdem ein glückliches Leben zu führen widerspricht sich für Frugalisten nicht. Die Anhänger des Frugalismus konzentrieren sich durch ihre gewonnene finanzielle Unabhängigkeit darauf, was zufrieden macht: „Gute soziale Beziehungen, eine erfüllende Tätigkeit, Lachen, Gesundheit, Sport, lebenslanges Lernen. Alles Dinge, die nicht viel Geld kosten müssen.“ 

Minimalismus

Minimalismus als Lebensstil. Einfaches Leben oder freiwillige Einfachheit bezeichnet einen Lebensstil, für den das Prinzip der Einfachheit zentral ist. Ein solches Leben kann sich beispielsweise durch die freiwillige Reduzierung des Besitzes oder eine Selbstversorgung auszeichnen. Minimalismus gibt es auch als Formenrepertoire in der bildenden Kunst, im Design und in der Architektur, alles reduziert auf das wesentliche. Minimalismus als Minimal Music ist ein Sammelbegriff für verschiedene Musikstile innerhalb der Neuen Musik. Der Name wurde von Michael Nyman geprägt in Anlehnung an den aus der Bildenden Kunst stammenden Begriff der Minimal Art. Der Soundtrack zu dem Film "The Piano" zählt zum besten, was Nyman neben seinen Arbeiten für Peter Greenaway je komponiert hat.

Minimalismus lernen: So wirst du Minimalist.

Minimalismus als Lebensstil stellt eine Art Gegenbewegung zu Konsumwahn und Materialismus dar. Ein minimalistisches Leben kann die Lösung für die materielle Belastung sein, unter der viele Menschen bewusst oder unbewusst leiden. Denn wer wenig besitzt, muss sich auch um weniger kümmern, hat dafür aber mehr Platz, Zeit und Geld. Und das kann glücklich machen.

Existenzialismus

Existenzialismus ist eine Denkrichtung, die nach dem echten, unverfälschten Menschen sucht. Es geht darum, wer wir wirklich sind - ohne feste Regeln, Werte oder Rollen, die die Gesellschaft uns gibt. Mit Existenzialismus wird im allgemeinen Sinne die überwiegend französische philosophische Strömung der Existenzphilosophie bezeichnet. Ihre Hauptvertreter sind Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und Albert Camus. Der Existenzialismus ist ein Humanismus. L'existentialisme est un humanisme.

"Der Existenzialismus begann mit einem Aprikosencocktail.

Wer schon einmal vom Existenzialismus gehört hat, verbindet den Begriff vielleicht mit düsteren Gedanken über die Sinnlosigkeit des Lebens. Dabei ist der Ursprung dieser philosophischen Richtung viel unbeschwerter: Alles begann mit einem Aprikosencocktail. 

Gegen Ende des Jahres 1932 saßen das Philosophen-Paar Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir mit ihrem gemeinsamen Freund Raymond Aron in der Bar Bec-de-Gaz in Paris. Die drei hatten gemeinsam an der École normale supérieure in Paris studiert, und alle drei hatten ihr Philosophiestudium etwas unbefriedigt abgeschlossen. Jetzt saßen sie bei ein paar Cocktails zusammen und ließen sich über ihre Alma Mater aus. 

Der Lehrplan der École hatte sich um die gleichen uralten Themen gedreht, die Philosophen schon zu Platons Zeiten beschäftigt hatten – Fragen wie: „Woher weiß ich, dass etwas real ist?“ und „Woher weiß ich, dass ich etwas weiß?“. Solche Fragen erschienen den drei Freunden zunehmend sinnlos. Sie sehnten sich nach einer neuen Art der Philosophie, die über diese langweiligen Gedankenspiele hinausging. Doch wie könnte so eine Philosophie aussehen? 

Aron hatte nach der École in Berlin weiterstudiert und dort eine neue philosophische Richtung aus Deutschland entdeckt: die Phänomenologie. Phänomenologen übergingen das metaphysische Geschwurbel, über das man sich in an der École den Kopf zerbrochen hatte. Sie beschäftigten sich mit den Dingen des echten, alltäglichen Lebens. Mithilfe der Phänomenologie, erklärte Aron seinen Freunden, kann man sogar mithilfe eines Aprikosencocktails Philosophie betreiben!

Sartre und Beauvoir waren begeistert. Sartre lief aufgeregt in den nächsten Buchladen, um alle Bücher über Phänomenologie zu kaufen, die er finden konnte. Er fand genau eines – die Phänomenologie war damals in Frankreich noch nicht sehr weit verbreitet. Wissbegierig wie er war, machte sich Sartre schließlich auf den Weg nach Berlin, wo er wie Aron ein Jahr lang studieren wollte. Dort begann er, die Ideen der Phänomenologie mit anderen philosophischen Konzepten zu verknüpfen, und entwickelte seinen einzigartigen literarischen Schreibstil. Als er 1934 nach Paris zurückkehrte, hatte er bereits die Grundlage für eine völlig neue Art der Philosophie geschaffen: den Existenzialismus. 

Der Aufenthalt in Berlin war essenziell für Sartres Verständnis der Phänomenologie. Dabei kam die Phänomenologie ursprünglich aus einer ganz anderen deutschen Stadt: aus Freiburg." Auszug aus: Das Café der Existenzialisten, Sarah Bakewell, Freiheit, Sein und Aprikosencocktails.